Textobjekte

Der künstlerische Ausdruck, die Wahl der Technik und der Materialien und auch die Größe der Arbeit, ergibt sich durch das jeweilige künstlerische Anliegen immer wieder aufs Neue.

Ein wesentlicher Aspekt in meiner Arbeit liegt darin, dem interessierten Betrachter Anreize zu geben, die ihn dazu veranlassen im Umgang mit dem Kunstwerk selbst tätig zu werden. Ich spreche dabei von einer Prozessfortschreibung, die unter anderem in der Aufforderung, Teile des Kunstwerkes zu verschieben, besonders deutlich wird. Bei allen meinen künstlerischen Arbeiten steht somit immer das prozessuale Geschehen, nicht die mögliche Endform, im Vordergrund.

Transparente Träger, wie Glas, Acrylglas und Folien, transportieren dabei am besten Begriffe wie Schichtung, Transparenz, Durchdringung. Diese Begriffe nehmen eine zentrale Stellung in meiner bildnerischen Arbeit ein.

Wenn rohe Kräfte sinnlos..., 100x38x8 cm, Plexi, Lackstift

Auf einem frei im Raum hängenden Objekt, mit drei exakt hintereinander befestigten Acrylglasplatten, ist folgendes Zitat von Friedrich Schiller aus Wilhelm Tell in Teilen entzifferbar:

„Wenn rohe Kräfte

feindlich sich entzw

eien und blinde Wu

t die Kriegesflamm

e schürt, wenn sich

im Kampfe tobende

r Parteien die Stim

me der Gerechtigke

it verliert, wenn alle

Laster schamlos sic

h befreien, wenn fr

eche Willkür an das

Heil´ge rührt, den A

nker löst, an dem di

e Staaten hängen, da

s ist kein Stoff zu fr

eudigen Gesängen.“

Auf jeder einzelnen Acrylglasplatte sind jedoch nur Bruchstücke einzelner Buchstaben zu erkennen. Nur indem der Betrachter bewusst mit seinem Blick durch alle drei Platten dringt, ist es ihm möglich eine auf seiner Augenhöhe befindlichen Textzeile zusammenhängend zu lesen.

Um weitere Zeilen lesen zu können, muss der Interessierte, durch physische Bewegung, seine Augenhöhe nach oben oder unten anpassen. Somit ist es dem Betrachter nur durch dauernde Veränderung seiner eigenen Position möglich, das gesamte Zitat zu lesen.